Text15 Kein Netz auf dem Land
Brenschede ist ein kleines Dorf im Sauerland. Dort gibt es kaum Handyempfang und kein schnelles Internet. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern im Notfall auch gefährlich. Es gibt viele solcher Dörfer in Deutschland.
Wenn Holger Hengesbach telefonieren will, muss er den Berg hinaufgehen. „Mein Handy hat hier keinen Empfang“, sagt er. Für den 34-Jährigen ist das ein großes Problem, denn er muss für seinen Beruf ständig erreichbar sein. Hengesbach wohnt in Brenschede, einem Dorf mit 68 Einwohnern im Sauerland. Es liegt zwar nur 60 Kilometer von der Großstadt Dortmund entfernt, aber es gibt hier weder guten Handyempfang noch schnelles Internet.
Und das kann schlimme Folgen haben. Der Anwohner Richard Hill erinnert sich an einen Autounfall, bei dem sich ein Mann verletzt hatte. Mit seinem Handy konnte er keine Hilfe rufen. „Man kann sich das als Außenstehender gar nicht vorstellen, dass es so etwas in Deutschland noch gibt!“, sagt Hengesbach. Es gibt viele Geschichten wie die aus Brenschede. Sie zeigen, wie groß in Deutschland der Unterschied zwischen Stadt und Land ist – auch was schnelles Internet betrifft.
Andere europäische Länder sind beim Ausbau der Glasfasernetze, die schnelles Internet garantieren, erfolgreicher: In Estland haben bereits 73 Prozent der Haushalte Glasfaserverbindungen, in Schweden 56 und in Spanien 53. Dort gelten sie als so wichtig wie Energie und Wasser. Und in Deutschland? Hier haben nur sieben Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss, auf dem Land sogar weniger als zwei Prozent.
In Brenschede hat gerade eine Familie mit drei Kindern das Dorf wegen der schlechten Internet- und Mobilfunkverbindungen verlassen. Andere haben sich eine Satellitenschüssel gekauft. Die ist zwar teuer, aber wenigstens funktioniert dann das Internet – wenn auch sehr langsam. Wird sich in den nächsten Jahren etwas ändern? Richard Hill glaubt das nicht: „Ich kenne die Versprechungen der Politiker schon seit 30 Jahren. Passiert ist nichts.“ Und auch Hengesbach sagt: „Die Politik vergisst uns permanent.“
Empfang (m., nur Singular) — hier: der Zugang zu einem Telefonnetz oder zum Internet
ständig — immer
erreichbar — so, dass man von jemandem telefonisch oder übers Internet kontaktiert werden kann
Folge, -n (f.) — hier: die Konsequenz; die Auswirkung
Anwohner, -/Anwohnerin, -nen — jemand, der in, an oder neben etwas (z. B. einer Straße, einem Dorf) wohnt
Außenstehende, -n (m./f.) — eine Person, die nicht zu einer bestimmten Gruppe gehört
betreffen — hier: mit etwas zu tun haben; für etwas gelten
Ausbau (m., nur Singular) — hier: die Verbesserung und Weiterentwicklung; die Vergrößerung
Glasfasernetz, -e (n.) — hier: ein Netz von Leitungen, die schnell Daten transportieren können
etwas garantieren — etwas versprechen; etwas versichern
Prozent, -e (n.) — ein Teil von Hundert; ein Teil eines Ganzen; der Anteil
Anschluss, Anschlüsse (m.) — hier: die Verbindung
Mobilfunk (m., nur Singular) — der Bereich, der mit Handys und Telefonen zu tun hat, die man auch unterwegs nutzen kann
Satellitenschüssel, -n (f.) — ein Gerät in Form einer Schüssel, mit dem man viele Fernsehprogramme und auch das Internet empfangen kann
Versprechung, -en (f.) — das, was man jemandem verspricht
permanent — immer; die ganze Zeit