Text 17 Wie aus Kohlendioxid Werkstoffe werden
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Der Startschuss für eine neue chemische Industrie?
Nach Berechnungen des renommierten Potsdamer
Instituts für Klimaforschung darf der Mensch noch insgesamt 230 Gigatonnen CO2
in der Atmosphäre ablagern, wenn sich das Klima um maximal zwei Grad bis Ende
des Jahrhunderts erwärmen darf. CO2-Vermeidung ist für Politiker und
Wissenschaftler das Gebot der Stunde. Aber vielleicht lässt sich das Gas auch
anderweitig verwenden, ohne dass es in die Atmosphäre entweicht?
Schon lange wird CO2 als Rohstoff in der
Industrie eingesetzt. So wird beispielsweise das Düngemittel Harnstoff durch
den Einsatz von Kohlendioxid gewonnen. Auch für die Herstellung von Aspirin
setzen die Pharmafirmen seit mehr als 100 Jahren CO2 ein. Doch mit dem Molekül
lässt sich noch mehr anfangen. Davon ist der Münchner Chemieprofessor Bernhard
Rieger überzeugt. Er möchte aus Kohlendioxid nützliche Werkstoffe herstellen.
Der Klimakiller wird zum Rohstoff
Den Beweis für die Vielseitigkeit des
einfachen Moleküls will Rieger mit dem Kunststoff Polypropylencarbonat
antreten. Er wird aus CO2 gewonnen und könnte in wenigen Jahren vom Chemieriesen
BASF in industriellem Maßstab produziert werden. Die Reaktion ist seit gut 40
Jahren bekannt, aber erst jetzt ist es den Wissenschaftlern gelungen, sie zu
beherrschen. Mit den richtigen Reaktionsbeschleunigern (Katalysatoren) können
die Forscher im Münchner Zentrum für CO2-Katalyse der Technischen Universität
das stabile Molekül nach ihren Wünschen beeinflussen. Ob durchsichtig oder
trüb, flexibel oder starr, biologisch abbaubar oder unzerstörbar:
Polypropylencarbonat besteht zur Hälfte aus CO2 und soll sich als Alleskönner
auf dem Kunststoffmarkt etablieren.
Aufbau einer Chemie ohne Erdöl
Polypropylencarbonat ist der Testfall. Der
Kunststoff soll zeigen, welche Potentiale der bislang als unpraktisch geltende
Rohstoff Kohlendioxid besitzt. Danach sind weitere Anwendungsgebiete denkbar
bis hin zur Gewinnung des Treibstoffs Methan, der schon heute Autos auf den
Straßen antreibt. Bis es so weit ist, müssen Forscher allerdings noch
zahlreiche wissenschaftliche Herausforderungen meistern. Zudem dürfte die
Vision der ganz großen CO2-Chemie nur dann Wirklichkeit werden, wenn sich dafür
Unternehmen und Staaten zusammenschließen.
Aus CO2 werden Kunststoffe
Zum Department für Chemie gehört der
Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie von Professor Bernhard Rieger. Im “Center
for Catalytic CO2-Activation” dreht sich alles um die Erforschung von CO2 als
Rohstoff für die Produktion hochwertiger Werkstoffe. Das Team um den
Philip-Morris-Preisträger arbeitet dazu eng mit BASF zusammen. Der Chemiegigant
könnte in Zukunft den zur Hälfte aus CO2 bestehenden Kunststoff
Polypropylencarbonat in industriellem Maßstab fertigen.
1) - stoff: Werkstoff, …; -forsch-:
Klimaforschung, …; -bar: denkbar,…;
2) herstellen – produzieren,…; verwenden
-…;
3) Chemieriesen; Reaktionsbeschleuniger; …;
4) BASF-?; Alleskönner-?;
Philip-Morris-Preisträger-?; Team-?